Am Zusammenfluß von Nahe und Glan, etwa 17 km von Bad Kreuznach (Rheinland - Pfalz),
liegt der Disibodenberg.
Seine besondere Anziehungskraft mag schon die Kelten
veranlasse haben, hier eine Kultstätte zu errichten. Auch die Römer errichteten hier eine
Tempelanlage. Der irische St. Disens, der hier dann hl. Disibod genannt wird, und von
dem auch der Berg schließlich seinen Namen hat, kommt mit den 3 Mönchen Clemens, Gißwald
und Sallust über England ins Nahetal. Hier gründet er die erste Klostergemeinschaft. Später
übernehmen Benediktiner das Kloster.
Erzbischof Willigis schickte 975 12 Kanoniker zur Wiederbelebung des Klosters auf
Disibodenberg. Bereits 1098 werden von Erzbischof Ruthard wieder Benediktiner im Kloster
Disibodenberg eingesetzt. 1106 richtete die hl. Jutta von Sponheim mit ihrem Bruder
Meginhard Graf von Sponheim eine Frauenklause für 16 adelige Mädchen ein, in die sie u.a. die
achtjährige Hildegard aufnahm, die später dann unter dem Namen Hildegard von
Bingen bekannt wurde.
1108 erfolgt der Neubau einer dreischiffigen Basilika. Die hl. Hildegard beschreibt in ihrer
Vita, wie sie von ihrem Fenster aus, die Bauarbeiten beobachten konnte. Hildegard blieb über 40
Jahre auf dem Disibodenberg. Sie übernahm nach dem Tod der hl.Jutta das Amt der
Äbtissin. Hier schrieb die hl. Hildegard ihr berühmtes Buch SCIVIAS = "wisse die
Wege!". Die nebenstehende Miniatur zeigt Hildegard auf dem Disibodenberg, ihre Eingebungen
aufschreibend, mit dem Mönch Vollmar, welcher ihre Texte ins Lateinische übertrug. 1148-51,
in diese Zeit fällt die Planung, Kauf der Grundstücke und Erbauung des Klosters in Bingen auf
dem Ruppertsberg. Die hl. Hildegard zieht mit ihren Schwestern in den noch nicht
fertigen Bau ein.
Nach 1259 übemehmen Zisterzienser, aus Otterberg kommend, das durch Kriege zerstörte und
heruntergekommene Kloster. Durch Fleiß und Zustiftungen gelangt das Kloster zu neuer Blühte.
Noch heute zeugen Ruinen von der einstigen Größe. Steinmetzarbeiten aus der Zeit der
Frühgotik , einmalig schöne Schlußsteine u. A. m. , sind im Museum des ehemaligen
Klosterhofes, im Weingut Kloster Disibodenberg,
zu bewundern. Die Säkularisation beendete
1559 das Klosterleben. Später scheiterten weitere Versuche eines Neubeginns.
Nach 1750 wurden die Gebäude als Steinbruch für den Wiederaufbau der in Schutt und Asche
gesunkenen Dörfer benutzt. Erst Napoleon stellte das Ruinengelände unter nationalen Schutz.
Seit über 200 Jahren ist das Ruinengelände in privatem Besitz. Mit vielen Mühen haben die
heutigen Besitzer das Ruinengelände aufgeräumt.
Mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalpflege in Mainz wurden Sanierungsarbeiten und
Bauforschungen durchgeführt.
Als Ehrengard Freifrau von Racknitz, geb. Gräfin Hohenthal im Jahre 1954 in der 4. Generation
Besitzer der ehemaligen Abtei wurde, machte sie sich Gedanken darüber, auf welche Weise sie
diesen Ort und seine geistesgeschichtliche Ausstrahlung erhalten und der Allgemeinheit zuführen
könnte.
So entschloß sie sich zusammen mit ihrem Mann, Hans-Lothar Freiherr von Racknitz, das
ehemalige, weithin bekannte Kloster, die Wirkungsstätte der drei Heiligen des hl.
Disibod, der hl. Jutta von Sponheim und der hl. Hildegard von Bingen, in
eine Stiftung, in die SCIVIAS-Stiftung einzubringen.