Der Hildegardis-Schrein in der Pfarrkirche
Im Jubiläumsjahr 1929 wurde der Hildegardis-Schrein für die nunmehrige Pfarrkirche
nach dem Entwurf von Bruder Radbod Commandeur, in Maria Laach und in Köln
angefertigt. Das vergoldete Reliquiar ähnelt einem Gebäude, auf dessen Türflügeln die
Kardinaltugenden allegorisch dargestellt sind: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Klugheit und
Mäßigung. Auf Vorder- und Rückseite sind je vier Heilige wiedergegeben. Außer
Schädel, Haar, Herz und Zunge verwahrt der Schrein Gebeine der hl. Hildegard und
kleinere Reliquien der Hll. Giselbert, Rupert und Wigbert.
Drei Jahrhunderte nach der Zerstörung von Kloster Rupertsberg brach in der Nacht
vom 3. zum 4. September 1932 in der Eibinger Kirche aus ungeklärter Ursache ein
Feuer aus. Trotz Rauch und Hitze gelang es, den Hildegardis-Schrein in Sicherheit zu
bringen. Kirche und Ostflügel brannten nieder. Unter Berücksichtigung früherer
Stilelemente entstand dann eine neue Kirche, die am 14. Juli 1935 durch den
Limburger Bischof Antonius Hilfrich eingeweiht und unter den Schutz sowohl des hl.
Johannes des Täufers als auch der Ortspatronin Hildegard gestellt wurde. Aus
praktischen Erwägungen liegen die beiden Portale nach Osten. Altarbild,
Kieselsteinmosaik und Fenster gestaltete Ludwig Baur, Telgte. Der Glasschrank an der
linken Seite enthält u.a. den Schädel der hl. Gudula, Patronin von Brüssel. Hildegard
erhielt diese Reliquie vermutlich von Freunden aus Brabant.
An der Südecke der
Kirche steht über dem Grundstein eine von Franz Bernhard, Frankfurt am Main,
geschaffene Hildegard-Skulptur aus fränkischem Muschelkalk. Sie wurde 1957 in das
Mauerwerk eingefügt und soll an die erste Hildegardis-Prozession erinnern, die 1857
stattfand. Besonders am 17. September, dem Todestag Hildegards, kommen in
zunehmendem Maße Wallfahrer nach Eibingen, um an der Reliquienprozession zu
Ehren der großen Heiligen teilzunehmen
Dr. Werner Lauter
Wirkungsstätten