Rupert von Bingen
RUPERT von Bingen (Rupertus, Robert, Ruprecht), hl., 8. Jh., Fest 15. Mai.
Nichtgebotener Gedenktag (Memoria ad libitum) der Diözesen Limburg, Mainz, Trier.
Dem Namen liegt germ. »hroth« (Ruhm) und ahd. »beraht« (glänzend) zugrunde.
Etwa: der Ruhm-Glänzende. - R. gehörte wohl zum Geschlecht der Rupertiner. Dieses,
einflußreich am Ober- und Mittelrhein, hatte vermutlich auch die um Bingen gelegenen
Reichsgüter zu Lehen. Was über »Herzog« R. bekannt, stammt von Hildegards von
Bingen »Vita Sancti Ruperti«, die Überliefertes enthalten dürfte. Wie es heißt, waren
seine Eltern der wohlhabende heidnische Adlige Robolaus und die christliche
Fürstentochter Bertha. Als Mitgift, Liegenschaften bei Bingen. Auf einem nicht
lokalisierten Berg, Lubun, stand das Schloß ihres Gemahls, dessen Besitz sich fast bis
zur Stadt Mainz erstreckt haben soll. Kam infolge kriegerischer Auseinandersetzungen
ums Leben. Bertha verlegte mit ihrem dreijährigen Sohn den Wohnsitz ans linke Ufer
der Nahe, unweit der Mündung. Bei R. früh Zeichen der Nächstenliebe. Mit seiner
Mutter vielseitig karitativ gewirkt, geistlich betreut von dem Priester Wigbert.
Eingedenk des hl. Alexius pilgerte der Fünfzehnjährige nach Rom; zurückgekehrt, ließ
er auf seinen Ländereien Kirchen und Wohnhäuser bauen. Zum Ausmaß des in der
Vita beschriebenen Prädiums konnte die Forschung Aufschluß geben (vgl. A. Gerlich).
Trotz weltlicher Verlockungen blieb R. glaubensfest. Starb im 20. Lebensjahr (um 732)
an einem heftigen Fieber. Durch das Volk im Rufe der Heiligkeit. Bertha überlebte R.
um 25 Jahre. Beide im Kirchlein bestattet, das sie über dem Naheufer hatten errichten
lassen. Die im Laufe der Zeit verfallene kleine Kirche stellte Hildegard wieder her; sie
gründete dort auf dem Rupertsberg, durch R.s Grab seit langem so benannt, ein
Kloster (Weihe 1. Mai, wahrsch. 1151; vgl. P. Acht). Durch Vita und Lieder belebte
Hildegard die R.-Verehrung. - 1632 wurde ihr Kloster zerstört; die Reliquien kamen
nach Eibingen, der Zweitgründung, 1814 zur Binger Rochuskapelle. Einzelne
Reliquien gelangten ehemals als Schenkung an verschiedene Orte, darunter Halle,
Mainz, München. Das Klostersiegel von 1221 nennt R. »confessor«, dargestellt mit
Nimbus und Palmzweig (Weidenbach, Regg.); auf dem um 1230 gestickten
Rupertsberger Antependium (Brüssel, Musées Royaux d'Art et d'Histoire) Nimbus,
Krone, Lilienzepter; in der ausgemalten Initiale des Ablaßbriefes, Avignon 14. Juni
1342, Nimbus und Lilienzepter (LHA Koblenz). Zwei Litaneien des 17. Jh.s und einige
alte Heiligenverzeichnisse erwähnen R., nicht jedoch (Auskunft v. Dr. M. Klöckener,
Deutsches Liturg. Inst., Trier) das Martyrologium Romanum und seine Ausgaben. - Im
einstigen Klosterbereich Rupertsberg entstand zum dritten Male ein Gotteshaus, R.
und Hildegard geweiht (7. August 1892). Wallfahrt am Pfingstmontag zum
Rochusberg findet nicht mehr statt. R. ist Patron von Bingen-Bingerbrück und der
Pilger. Am 15. Mai 1991 Namengebung der Hauptschule Bingen:
Rupertusschule.
Vita: Erste Veröff. in: Hincmari Rhemensis archiepiscopi epistolae .... hrsg. v. J.
Busäus, Mainz 1602,361-374; AASS Maii III, Antverpiae 1680, 503-509 (Ausg.
Venedig 1738, Paris 1866); Migne PL 197, Parisiis 1882,1081-1094 (1855, 1952) u. J.
B. Pitra, Analecta sacra 8, 1882 (Nachdr. Farnborough, Hants. 1966), 358-368, 455,
489-493; P. Bruder, St. Rupertus-Büchlein, Dülmen 1882, 182-191. S. a. 192 f.
(Hinweise auf Hss. u. gedr. Ausgg.); L. Van Acker bereitet die krit. Ed. der »Vita S.
Ruperti« vor. Sie soll in Bd. 3 seiner Ausg. des Hildegard-Briefwechsels erscheinen
(CCCM, Turnhout). - Dt.: J. Köbel, Die Legend des heyligen Hertzogen sant [!]
Ruprechts, bey Byngen uff sant Ruprechtsberg leyplich rastende. Die Legend v. der
seligen jungfrawen sant Hildegard ... Oppenheim 1524. Mit Holzschnitten. Sehr
seltenes Werk; J. Scholl, Annales Bingenses... hrsg. v. Ed. Sander, Mainz 1853, 19-
27; L. Clarus, Leben u. Schrr. der hl. Hildegard, 2. Bd., Regensburg 1854, 258-269.
Einl. 172 ff., 255 ff.; Das Leben des hl. Rupertus ... Aus dem Lat. übers. u. mit einer
historisch-krit. Einl., sowie einer kurzen Gesch. der Reliquien des Hl. versehen v. A.J.
Weidenbach, Mainz 1858. Diese Übers. wurde des öfteren nachgedruckt; Chr. v.
Stramberg, Rhein. Antiquarius, II. Abt. 9. Bd. 1860, 406-414. Abdr. der Übers. v. J.
Scholl; P. Bruder, w.o. 28-44. S. a. 194 f.; Die Legende des heiligen Herzog Ruprecht
bei Bingen auf St. Ruprechtsberg leiblich rastend. Gegeben u. gedruckt v. J. Köbel ...
Wiedergegeben v. F. Falk ... Mainz 1887. Mit den v. Köbel 1524 veröffentl.
Holzschnitten.
Lit.: Regg. der Stadt Bingen, des Schlosses Klopp u. des Klosters Rupertsberg. Aus
gedruckten u. ungedruckten Qu. bearb. v. A.J. Weidenbach, Bingen 1853, 3, 5 f., - Der
Rupertsberger-Eibinger Reliquienschatz. Ms. v. L. Schneider, abgeschlossen 27. Aug.
1857 (Pfarrarchiv Eibingen); - Das Fest des hl. Rupert .... in: Der Katholik, N. F.
17,1858, 425 ff., s. a. Kath. Sonntagsbll. z. Belehrung u. Erbauung, Nr. 22, 1858, 170
ff.; - A. v. d. Linde, Die Handschrr. der kgl. Landesbibl. in Wiesbaden, Wiesbaden
1877, s. Reg.; - J. Ph. Schmelzeis, Das Leben u. Wirken der hl. Hildegardis, Neue
Ausg., Freiburg i. Br. 1879, 99 ff., 434 ff.; - P. Bruder, w.o.; - Vollst. Hll. Lexikon, hrsg.
v. J. E. Stadler, Bd. 5, Augsburg 1882 (Nachdr. Hildesheim, New York 1975), 165 f.; -
F. Schneider, Die Rupertuslegende v. J. Köbel zu Oppenheim, in: Zschr. f. bildende
Kunst 23, 1888, 130-132. S. a. Kurmainzer Kunst, Wiesbaden 1913, 38-44; -
Hagiographischer Jber. f. das J. 1903, 232. Hinweis: Patron der Pilger; - [P.] Jüliger,
Die Rupertinische Stadt Bingen, in: Kath. Kirchenkal. Bingen 3, 1911, 18-20; - W.
Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes. Der Nahegau und seine
Umgebung, Bonn 1914, s. Reg.; - F. W. E. Roth, Stud. z. Lebensbeschreibung der hl.
Hildegard, in: StMBO, N. F. 8, 1918 (SD 29-31); - J. Como, Alt-Bingen, Tl. 1, Mainz
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Kirchenkal. Bingen 11, 1927, 25-27; - Carmina Sanctae Hildegardis [lat.-dt.]. Übers. u.
eingel. v. M. David-Windstoßer, München (1928), 37 f., 62-64; - J. Kohl, Sankt
Rupertus u. seine Verehrung in der Darst. der hl. Hildegard u. des Abtes Trithemius v.
Sponheim, in: Hildegard-FS, hrsg. v. J. Kohl, Bingen 1929, 43-46; - Binger
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Reichsgut im Wormsgau, Darmstadt 1934, 242 ff., 254; - A. S[imon], Bilder aus dem
alten Eibinger Kloster in der Rochuskapelle, in: Kath. Kirchenkal. Bingen 22,1938,16-
18; - A. Schütte, Hdb. der dt. Hll., Köln 1941, 304; - 800 Jahre Rupertusberg 1147-
1947, Bingen 1947; - A. Gerlich, Historische Strukturelemente u. Strukturwandlungen
des Nahemündungsgebietes im frühen u. hohen MA, in: 1000 Jahre Binger Land,
Bingen 1953, 44-64; - F. J. Spang, Was ist es um die Rupertinische Stadt Bingen?, in:
Mitteilungsbl. z. rheinhessischen Landeskunde 11, 1962, H. 4, 49-54; - P. Acht,
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Deutschlands Geschichtsqu. im MA, Bd. 1, Darmstadt 1976, 144 f.; - Liturgie:
Messbuch. Eigenfeiern des Bistums Mainz, Freiburg i.Br. 1977, 19-21. S.a. Messbuch
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Reg.; - L. Brede, Die Klöster der hl. Hildegard Rupertsberg u. Eibingen, in: Hildegard-
FS, hrsg. v. A. Ph. Brück, Mainz 1979, 77 ff.; - H. Lehrbach, Kat. z. internat.
Ausstellung »Hl. Hildegard v. Bingen 1179-1979«, Mainz 1979, 27-29, 55 ff.; - P.
Walter, Die Hll. in der Dichtung der hl. Hildegard v. Bingen, in: Hildegard-FS, hrsg. v.
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Dronke, Poetic Individuality in the Middle Ages, London 21986,165-168,219-231; - H.-
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Ed. of the Symphonia armonie celestium revelationum. With introd., translations, and
comm. by B. Newman, Ithaca and London 1988, 68-73, 190-197, 199, 293-298; - L.
Van Acker, Der Briefwechsel der hl. Hildegard von Bingen. Vorbemerkungen [Teil 1]
zu einer krit. Ed., in: Revue Bénédictine 98, 1988, 141 ff., s.u.a. 157 ff.; - W. Dotzauer,
Vom frühen MA bis ins 15. Jh., in: Bingen, Gesch. einer Stadt am Mittelrhein, hrsg. v.
H. Mathy, Bingen 1989, 1-71, s. 4 f.; - BHL 7388 f.; - BS XI, 504; - Chevalier (2. Aufl.)
3985; - Doyé II, 272; - Holweck 873; - Künstle II, 521; - LThK 1IX, 14 f.; - LThK 2IX, 104; -
Manitius III, 236 f.; Potthast II, 1556 f.; - Torsy 481; - VSB V, 305 f.; Wetzer-Welte X
(Art. Rupertsberg), 1371-1373.
Werner Lauter
in Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 8. Herzberg: Bautz 1994, Sp.
1018-1021